Auf die Aufregung zu Beginn unserer Tagestour nach Nördlingen hätten wir gut und gerne verzichten können: Bis knapp eine halbe Stunde vor unserer Ankunft war nicht herauszufinden, ob wir im richtigen Zugteil sitzen oder unfreiwillig nach Treuchtlingen oder Ulm fahren – unser Zug wurde unterwegs zweimal geteilt. Der Rest des Tages war für die 17 Teilnehmer aus 13 Ländern dann im positiven Sinn spannend, noch interessanter und schöner als ohnehin erwartet.

Nördlingen erwies sich als sehr hübsches, hervorragend erhaltenes mittelalterliches Städtchen. Nicht so bekannt – und überlaufen – wie Rothenburg ob der Tauber, aber genauso attraktiv und bei wunderbarem Wetter angenehm belebt; auf den Straßen der Altstadt und in den Freiluftcafés war  einiges los. Bei unserem geführten Rundgang lernten wir viel über gut 1100 Jahre Stadtgeschichte.

Das eindeutige Highlight unserer Reise war dann der Ries-Krater: Nördlingen liegt in einem der größten Einschlagskrater der Erde, der heute einen Durchmesser von 25 km hat. Wir erfuhren, wie er vor 15 Millionen Jahren durch die Kollision mit einem riesigen Asteroiden entstand, die so viel Energie freisetzte wie 100.000 Hiroshima-Bomben. Ein international bedeutendes Forschungszentrum befindet sich hier, und die Astronauten von zwei Apollo-Missionen trainierten im Krater für das gezielte Sammeln von Steinen auf dem Mond. Im Krater-Museum konnten wir sogar einen Mond-Stein bestaunen.

Ein besonderes Anliegen war schließlich der Besuch des Hauses, in dem Gerd Müller lebte, bevor er beim FC Bayern und in der deutschen Nationalmannschaft Karriere  machte und zu einem der besten Fußballer aller Zeiten wurde.

Nach der Mittagspause in einer Pizzeria entschieden wir uns,  auf den gut 70 m hohen Kirchturm Daniel zu steigen, das Nördlinger Wahrzeichen, erbaut aus Suevit, einem nur im Ries anzutreffenden Stein. Oben genossen wir die eindrucksvolle Sicht auf die fast kreisrunde Stadt und die Umgebung bis hin zum Kraterrand. Vor der Heimfahrt blieb uns noch Zeit für eine Umrundung der Stadt auf der 2,7 km langen überdachten Stadtmauer, der einzigen vollständig erhaltenen in ganz Deutschland.

Sibylle Wahl, Regionalgruppe München