Opernbesuche sind zwar unter den gegenwärtigen Bedingungen das beliebteste Angebot der RG München, aber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Wanderungen sind sich einig: Bei gemeinsamen Ausflügen kann man am besten Leute kennenlernen und sich austauschen. Dazu muss man nicht unbedingt in die Berge gehen: Spaziergänge in und um München sind auch sehr lohnend.

Noch nie war es zum Jahresende so warm wie 2022. 21 aktuelle und ehemalige Münchner DAAD-Geförderte samt Familien mit Kindern trafen sich zu einem Silvesterspaziergang in der Stadt bei strahlendem Sonnenschein. Der 69 Hektar große und 2,4 km lange Westpark wurde für die Internationale Gartenausstellung IGA 1983 angelegt. Mit seinen Biergärten, Seen, bewaldeten Hügeln und weitläufigen Wiesen ist er der Landschaft des Voralpenlands nachempfundenen und das ganze Jahr über ein beliebtes Erholungsziel: Im Frühjahr beginnt die lange Grillsaison, im Sommer gibt es auf der Seebühne Konzerte und Kino. Im Herbst lassen Kinder ihre Drachen steigen. Im Winter kann man hier langlaufen, eislaufen, Eisstock schießen oder Schlitten fahren.

Der Spaziergang begann an einem der Spielplätze an den großen Rutschen, die gleich ausgiebig berutscht wurden. Durch den Rosengarten – hier betörte bereits der Duftschneeball mit seinem intensiven Aroma – am westlichen See entlang liefen wir zum asiatischen Ensemble mit japanischem und chinesischem Garten, einer thailändischen Sala mit geweihter Buddha-Statue und einer nepalesischen Pagode, das noch von der IGA erhalten ist.

Auf dem Weg in den Japangarten unterlief uns gleich einen Fauxpas: Japan-Alumna und Gartenbauexpertin Annette Schörner machte uns darauf aufmerksam, dass wir Banausen zunächst auf den falschen Eingang zustrebten. Im Garten in einer Laube sitzend, erfuhren wir dann, was das Besondere an der Anlage und der Bepflanzung eines japanischen Gartens ist.

Zum Abschluss genossen wir noch Gespräche und Sonne in einem Open-Air-Café am östlichen See des Parks.

Einige Wochen später, an einem wieder sonnigen, aber sehr windigen Wochenende im Februar 2023, begaben sich zwölf Münchner Stipendiatinnen und Stipendiaten und Alumni auf einen Ausflug an den Starnberger See. Zunächst ging es mit S-Bahn und Bus zum Weiler Leutstetten, wo sich ein (nicht öffentlich zugängliches) Schloss befindet, das immer noch von einem Mitglied der bayerischen Dynastie der Wittelsbacher bewohnt wird.

Von hier wanderten wir durch das Naturschutzgebiet Leutstettener Moor zu den Überresten eines römischen Gutshofes aus dem 2. Jahrhundert. Was vom Wohnhaus übrig ist, wird von einem Glashaus geschützt, das mit Erläuterungen versehen ist. Die Umrisse von Wirtschaftsgebäuden sind durch metallverstärkte Mäuerchen gekennzeichnet. Da der Standort sehr stark Wind und Wetter ausgesetzt ist, außerdem am Rand des Moors liegt und der Boden rundum mager ist, wunderten wir uns nicht, dass die Farm, die den nahegelegenen Ort (heute Gauting) mit Getreide und Fleisch versorgte, trotz nobler Ausstattung mit Fußboden- und Wandheizung sowie Bad mit Wanne und fließendem Wasser nach 50 Jahren wieder aufgegeben wurde. Vielleicht lag es auch daran, dass der Besitzer, ein ehemaliger Soldat aus dem heutigen Portugal, kein gewiefter Bauer war. Außerdem bewunderten wir ein großes Insektenhotel hinter der Anlage, das allerdings noch unbewohnt war.

Weiter ging es bei munterer Stimmung durch einen Wald nach Kempfenhausen an den Starnberger See, wo wir in einem Freiluftcafé mit Blick auf Wasser und Alpen eine Pause einlegten. Im Sommer ist die Wiese davor ein beliebter Badeplatz. Der Wind wurde so stark, dass die Blumentöpfe auf den Tischen ständig Anstalten machten herunterzukullern und warme Getränke und Speisen im Nu kalt wurden. Hier zog sogar ein besonders kälteresistenter Teilnehmer, der bereits an Silvester durch seine Ärmellosigkeit aufgefallen war, eine Jacke über. Am Ufer entlang wanderten wir, die schöne Aussicht nach Süden genießend, zum Bahnhof nach Starnberg. Der Landkreis Starnberg ist der reichste in ganz Deutschland, was man dem eher unscheinbaren Ort nicht unbedingt ansieht. Gut durchgepustet fuhren wir nach München zurück. Pläne für Standup-Paddling am See und weitere solche gemütlichen Ausflüge wurden bereits geschmiedet.

Sibylle Wahl, DAAD-Freundeskreis München