Bei hervorragendem Sommerwetter unternahmen 20 Stipendiat:innen der Münchner Regionalgruppe im Juni 2022 einen Ausflug nach Murnau am Staffelsee, um sich dort auf den Spuren Gabriele Münters und Wassily Kandinskys der Malerei der Moderne zu nähern.

Murnau ist ein wunderschön im gelegener Ort im „Blauen Land“, dem Voralpenland südlich von München. 1907 wurde es von den befreundeten Maler-Paaren Gabriele Münter/Wassily Kandinsky und Marianne Werefkin/Alexej Jawlensky „entdeckt“, die zu der Zeit in München lebten. 1909 kaufte Münter hier ein bescheidenes kleines Haus mit Garten, das bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs Mittelpunkt und Begegnungsort der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ war. Damit wurde Murnau auf der Weltkarte der Malerei des Expressionismus verewigt.

Ein kurzer Spaziergang führte uns nach der Ankunft am Bahnhof durch das Zentrum des Marktfleckens zum Schlossmuseum. In zwei getrennten Führungen durch das frühneuzeitliche Murnauer Schloss mit seinen verwinkelten Räumen lernten wir wichtige Bilder Münters wie Kandinskys kennen und erfuhren die biographischen und kunsthistorischen Hintergründe ihrer Malerei. Höhepunkte der Führungen waren dabei Gabriele Münters Selbstbildnis von 1909, ihre Hinterglasmalerei Dorfstraße im Winter (1933) oder auch ihr Gemälde Olympiastraße von 1936. Unter den Werken des Blauen Reiters stießen Ansichten von Murnau auf großes Interesse, so etwa Alexej Jawlenskys Landschaft bei Murnau (1909/1910) oder Marianne von Werefkins Abend in Murnau (1906/10) und auch Gabriele Münters Murnau (1910). Krönender Abschluss der Rundgänge war ein dicht behängter Raum mit Hinterglasmalereien aus fünf Jahrhunderten und aus aller Welt, darunter auch Bildern aus Indonesien oder Japan, die durch die Hängung in einen ansprechenden Dialog mit der Hinterglaskunst Münters und Kandinskys traten.

Im Anschluss an die Führungen hatten die Teilnehmer:innen dann Gelegenheit, die Dauerausstellungen zum Schriftsteller Ödön von Horváth oder zur Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts zu besichtigen.

Mittagspause machten wir im nebenan gelegenen Schlossgarten und begaben uns dann zum Haus von Gabriele Münter. Dieses wurde innen wie außen nach Fotografien und Gemälden Münters und Kandinskys wieder in den ursprünglichen Zustand der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückversetzt und in ein Museum verwandelt. Neben der von Kandinsky bemalten Treppe oder den von ihm gestalteten Möbeln gab es die Essecke des Hauses zu bestaunen, die nach Münters Gemälde Kandinsky und Erma Bossi am Tisch (1912) rekonstruiert wurde.

Der bunt blühende Garten mit dem von Münter und Kandinsky angelegten Rondell lud anschließend zum kurzen Verweilen ein. Auf dem Weg zum Staffelsee passierte die Gruppe zuletzt denjenigen Aussichtspunkt, von dem aus Gabriele Münter ihre Ansicht von Murnau malte, die die Gruppe bereits am Vormittag im Schlossmuseum kennengelernt hatte. Am See nutzten die Stipendiat:innen das wunderbar sonnige Wetter für ein erfrischendes Bad im Wasser oder genossen einen Aperitif in guter Gesellschaft, bevor sie bis zum Abend wieder individuell nach München zurückreisten.

Felix Kraft, RG München